Vom 9. bis zum 13. Januar hat financial.com eine Neujahrsumfrage zu den Kapitalmarkterwartungen in 2020 an Finance Professionals, die wir im Verteilerkreis unserer Events bei MehrWertpapiere.de führen, verschickt. Zum Stichtag haben 846 Teilnehmer ihre Stimme abgegeben, weshalb schon jetzt signifikante Aussagen vorhanden sind. Wir freuen uns, dass 24,9% der Befragten sich für eine Teilnahme an der Studie entschieden haben. Das spricht für ein großes Interesse. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an jeden einzelnen Teilnehmer!

Frage 1: Welche Anlageklasse ist Ihr Favorit für 2020?

Mit 58% liegen Aktien bei dem Großteil der Teilnehmer in der Gunst an erster Stelle, gefolgt von Immobilien mit knapp 12%. In Zeiten von Nullzinsen wird kein weiteres Kurspotential bei Anleihen gesehen, was ja nur bei noch negativeren Zinsen realisiert würde. Damit sind Sachwerte weiterhin am gefragtesten. Dies deckt sich auch mit der Portfolioaufteilung, die wir mit der nächsten Frage ermittelt haben.

Frage 2: Wie ist Ihr Portfolio aufgeteilt?

Mit knapp 44% sind Aktien der wichtigste Bestandteil im privaten Portfolio von Finance Professionals. Dies ist besonders bemerkenswert, weil die Finanzbranche für ihre Kunden häufig aus aufsichtsrechtlichen Gründen viel geringere Aktienquoten hält. In der Befragung Institutionelle Anleger zum Anlageverhalten im Jahr 2018 durch das Analysehaus Scope gab es nur einen Aktienanteil von 5% bei Institutionellen Anlegern. An zweiter Stelle folgen mit 21% Portfolioanteil Immobilien. Die Finanzprofis bevorzugen also selbst Sachanlagen. Bitcoins haben interessanterweise einen Anteil von 1,2%. Allerdings haben nur 76 von 846 Teilnehmern Bitcoins im Portfolio. Unter diesen Investoren beträgt der Bitcoin-Anteil stolze 13,2%.

Frage 3: Was wird Ihrer Meinung nach die Gewinner-Region in 2020 sein?

Frage 4: Welcher Industriesektor ist Ihr Favorit für 2020?

Frage 5: Top-Aktie – Welcher DAX-Wert gewinnt in 2020?

Frage 6: Flop-Aktie – Welcher DAX-Wert verliert in 2020?

Außer Fresenius kommt jeder DAX-Wert sowohl auf der Top- als auch auf der Flop-Liste vor. Betrachtet man die Netto-Positionen, so liegt SAP an erster Stelle (Top 115, Flop 2). Danach folgt Wirecard (Top: 167, Flop: 107) vor Fresenius Medical Care (Top: 45, Flop: 1). Das Schlusslicht bildet die Deutsche Bank (Top: 39, Flop: 214), vor Lufthansa (Top: 5, Flop: 61) und Volkswagen (Top: 14, Flop: 63).

Frage 7: Wo steht der DAX am 31.12.2020?

Im Durchschnitt erwarten die Umfrageteilnehmer einen DAX-Kurs von 13.786 zum Jahresende 2020. Auf den Schlusskurs von 2019 bezogen ist dies eine moderate Steigerung von 2,7%. Nach den großen Aktiengewinnen im letzten Jahr sind viele Anleger offensichtlich vorsichtiger. Es scheint etwas unverständlich, warum 58% der Befragten Aktien als beste Anlageklasse sehen und dann nur dieser Wert für den DAX geschätzt wird.

Frage 8: Wo steht der Bitcoin in USD am 31.12.2020?

Die Umfrageteilnehmer erwarten im Durchschnitt einen Bitcoin-Kurs von 7.817 USD zum Jahresende 2020. Gegenüber 2019 ist dies eine Steigerung von 8,5%. Obwohl Bitcoins im Schnitt eine höhere Renditeerwartung als Aktien haben, dominieren Aktien mit 58% die Frage nach der besten Anlageklasse. Diese Inkonsistenz kann man vielleicht erklären, wenn man genauer in die Daten schaut. Differenziert man die Frage nämlich und betrachtet nur die 76 Anleger, die Bitcoins tatsächlich im Portfolio haben, findet man eine deutlich höhere Erwartung. Im Mittel wird in dieser Zielgruppe ein Bitcoin-Kurs von 13.779 USD erwartet (+76%). Vielleicht verzerrt somit die starke Renditeerwartung der Bitcoin-Fans das Gesamtbild.

Frage 9: Sehen Sie persönlich in den folgenden Megatrends eher Chancen oder Risiken?

Die größten Chancen sehen die Teilnehmer für sich persönlich im Bereich Gesundheit und Ernährung, knapp vor dem Themenfeld Digitalisierung und Beschäftigung. Es ist bemerkenswert, dass es offensichtlich in der Finanzbranche keine Angst vor den Robotern oder einer Disintermediation gibt. Fast punktgleich kommen danach die Individualisierung des Konsums, Mobilität und Verkehrswende und auch die Gleichberechtigung der Frauen. Dass gerade die Gleichberechtigung von Frauen in der Finanzbranche, in der eine Frau immerhin 17 Männern in der Führungsetage gegenübersteht, als Chance gesehen wird, freut uns sehr. Die größten Risiken werden im Bereich der Vermögensungleichheit gesehen. Danach beschäftigt die Menschen die Verschiebung der Weltordnung nach Asien sowie die Globale Sicherheit.

Frage 10: Welche Wahrscheinlichkeit geben Sie den folgenden Ereignissen in 2020?

Mit durchschnittlich 83% wird der Brexit am stärksten vom Kapitalmarkt erwartet. Es ist davon auszugehen, dass er damit auch schon in den Kursen eingepreist ist. Erstaunlicherweise wird gleich danach die Wiederwahl von Donald Trump im Mittel zu 66% erwartet. Die US-Börse ist seit seiner Wahl im Jahr 2016 um knapp +60% gestiegen, weshalb vielleicht Finanzprofis hier besonders positiv denken. Mit 64% werden danach Negativzinsen für deutsche Sparer erwartet. Besonders unwahrscheinlich erscheint heute mit 15% die Ausgabe von Helikoptergeld an die Bürger durch die EZB, gefolgt von der Pleite einer deutschen Großbank (22%). Eine Trendwende am Immobilienmarkt ist mit 25% im Durchschnitt aus Sicht der Teilnehmer ebenfalls eher unwahrscheinlich.